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Verantwortung übernehmen – von sich aus, nicht erst auf Bestellung

  • thomasoberle8
  • 20. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 4 Tagen

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Karin plant den Sommerurlaub. Zum dritten Mal in Folge. Flüge suchen, Unterkünfte checken, Mietwagen vergleichen, Reisepläne basteln. Lukas ist dabei eher im Beobachtermodus. Immerhin fragt er: «Wie kann ich dich unterstützen?» Nett gemeint – aber für Karin alles andere als hilfreich.


Denn was sie sich wünscht, ist nicht Hilfe auf Zuruf. Sie will Initiative. Dass Lukas sagt: «Ich übernehme die Unterkunft. Ich suche ein paar Optionen raus und bringe dir Vorschläge.» So etwas wie echtes Mitdenken, nicht nur mitmachen.


Es geht um Verantwortung – oder genauer: um Verantwortung, die freiwillig übernommen wird. Denn in vielen Beziehungen ist es so, dass einer «führt» und der andere mitläuft. Nicht weil er oder sie faul ist, sondern weil es sich so eingespielt hat. Oft sogar unbewusst.


Der Haken: Wer immer nur reagiert, übernimmt keine echte Verantwortung. Und das spürt die andere Person. Es entsteht ein Ungleichgewicht – nicht unbedingt bei der Aufgabenverteilung, sondern auf der emotionalen Ebene. Der berühmte «Mental Load» ist in solchen Fällen fast immer einseitig.


Verantwortung heisst: Ich überlege mit

Zurück zu Karin und Lukas. Sie wünscht sich keinen perfekten Mitplaner, sondern jemanden, der von sich aus sagt: «Ich kümmere mich um diesen Teil.» Nicht erst, wenn sie gestresst ist. Nicht erst, wenn sie darum bittet. Sondern weil es auch sein Urlaub ist. Ihre gemeinsame Zeit.


Verantwortung in einer Beziehung heisst nicht: Ich mach alles. Es heisst: Ich überlege mit. Ich übernehme, ohne gefragt zu werden. Ich sehe, was ansteht – und ich bringe mich ein.


Das fängt bei der Ferienplanung an und hört beim Familienalltag nicht auf. Wer meldet sich in der Kita ab, wenn das Kind krank ist? Wer organisiert den nächsten Besuch bei den Schwiegereltern? Wer plant das Wochenende, ohne dass es jedes Mal eine Diskussion braucht?


Ich sage meinen Klientinnen und Klienten:Wer immer nur fragt «Was soll ich tun?», meint es vielleicht gut – aber nimmt dem anderen trotzdem die Verantwortung nicht ab. Es bleibt bei einer Belastungsteilung auf Kommando.


Besser unperfekt als gar nicht

Und das hat Folgen: Der eine fühlt sich wie ein Projektleiter, der andere wie ein Assistent. Auf Dauer entsteht Frust, der nicht selten zu Rückzug führt. Irgendwann macht man es lieber gleich alleine, statt alles erklären zu müssen. Und genau dann geht das Gefühl von Partnerschaft verloren.


Es braucht also nicht mehr Aufwand, sondern mehr Eigeninitiative. Ein offenes Auge dafür, was getan werden könnte. Und den Mut, auch mal Verantwortung zu übernehmen, ohne sicher zu sein, dass es «richtig» ist. Besser unperfekt gemacht als gar nicht.


«Ich erledige das» bewirkt mehr als 1000 Mal nachfragen

Übrigens: Verantwortung übernehmen heisst nicht, den anderen zu kontrollieren oder alles an sich zu reissen. Es geht auch nicht darum, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Es geht um echtes Mittragen. Um das Gefühl: Wir teilen uns die Verantwortung – für das, was unser gemeinsames Leben ausmacht.


Darum mein Tipp: Nicht warten, bis man gefragt wird. Überlegt selbst, wo ihr euch einbringen könnt. Übernehmt konkret. Ein Satz wie «Ich erledige das» kann in einer Beziehung mehr bewirken als 100 Mal  nachfragen.


Verantwortung übernehmen heisst: Ich bin Teil von diesem Wir. Und zwar aus eigener Entscheidung – nicht erst auf Einladung.

 
 
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